Sammlungen

Glasmalerei

In der ständigen Ausstellung illustrieren bedeutende Werke die spannende Geschichte der Glasmalerei. Die Entwicklung dieser Jahrtausende alten Kunst zieht beim Gang durch die Ausstellungsräume vor den Augen der Besucher vorbei. In den Sälen sind nacheinander Werke aus allen Epochen vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart ausgestellt: Glasfragmente aus dem 5. Jahrhundert, bedeutende Werke des Mittelalters, der Renaissance, des Historismus und des Jugendstils, Werke der Moderne und zeitgenössische Glaskunst. Während die frühesten Glasmalereien anonym sind, können spätere Werke einer Künstlerin | einem Künstler oder berühmten Werkstätten zugeschrieben werden, wie beispielsweise denjenigen von Dirick Vellert (16. Jh.), Gustav van Treeck (19. Jh.), Louis Comfort Tiffany (um 1900) oder Künstlerinnen und Künstlern wie Alexandre Cingria, Léon Zack, Alfred Manessier, Yoki, Augusto Giacometti, Brian Clarke und Linda McCartney.

Zu den Kostbarkeiten des Museums gehört ein mittelalterliches Glasgemälde aus der Kathedrale von Chartres sowie ein Werk Marc Chagalls, eines seiner seltenen Glasbilder, die sich nicht in einem Bauwerk befinden. Ein berührender Dokumentarfilm stellt das Gemälde vor und gibt Einblick in die Zusammenarbeit zwischen dem berühmten Künstler und seinen Glasmalern.

Die Glasmalereisammlung bildet einen Schwerpunkt der in Romont aufbewahrten Werke und bietet ein weites Panorama dieser Kunst. Sie umfasst sowohl Einzelwerke als auch Glasgemälde aus Werkgruppen sakraler oder profaner Gebäude, vor allem der Schweiz. Einige tausend Fragmente alter Glasmalereien, Fensterverglasungen sowie Glasbestände für Kunstverglasungen schliessen sich an.

Als Zeugen einer Technik oder einer künstlerischen Epoche werden die Objekte aus dieser Sammlung fortwährend von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Vitromusée oder seiner Partnerinstitution, des Vitrocentre Romont, studiert. Die Recherchen zu diesen einzelnen Objekten sind auf der Online-Plattform vitrosearch publiziert.

KonservatorinJennifer Burkard
Publikation : Bergmann, U., Hasler, R., Jolidon, Y., Kaiser, A., Kurmann-Schwarz, B. et Trümpler, S. (2006). Raconte-moi le vitrail… : une introduction basée sur des œuvres du Vitromusée Romont et de vitraux de la région. Romont, Suisse : Vitromusée Romont.

Hinterglasmalerei

Kein anderes Museum in der Schweiz oder anderswo beherbergt eine so grosse, qualitätsvolle und variantenreiche Sammlung der Hinterglasmalerei. Die Sammlung von Ruth und Frieder Ryser wurde dem Vitrocentre Romont zur weiteren Erforschung als Legat übergeben; sie bildet die Mehrheit der in der Hinterglasausstellung gezeigten Objekte. Die Sammlung wird durch Ankäufe und Schenkungen immer wieder bereichert.

Der Freiburger Flügel des Schlosses Romont bietet anhand von 300 Werken einen ausführlichen Überblick über die Kunst der Hinterglasmalerei vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Im ersten grossen Prachtsaal aus dem Barock überraschen die Spiegelungen und Lichtreflexe der leuchtenden Hinterglasgemälde den Besucher. Diese besondere Kunstform, die bis weit in die Antike zurückreicht, inspirierte über Jahrhunderte hinweg immer wieder namhafte Künstler.

Auf einer Reise durch die verschiedenen Malschulen entführt uns der zweite Raum quer durch die europäischen Länder bis hin nach China und Indien. Eine weitere Abteilung erklärt die verschiedenen Herstellungs-techniken und verwendeten Materialien.

Hinterglasbilder zeitgenössischer Künstler zieren den Gang zum ehemaligen Vögtesaal. In diesem Raum mit seinem originalen Wandschmuck aus dem späten 16. Jahrhundert lässt ein Kabinettschrank mit goldschimmernden Hinterglasverzierungen die ganze Raffiniertheit der manieristischen Kunst aufblitzen. Neu ausgestellt ist hier auch eine Auswahl von Werken moderner und zeitgenössischer Künstler.

Am Ende des Rundgangs werden Wesen, Form und Funktionen dieser subtilen Glaskunst präsentiert, die während ihrer langen Geschichte nicht nur Kaiser und Päpste, reiche Sammler der italienischen oder deutschen Renaissance, sondern auch das Bürgertum des süddeutschen und schweizerischen Rokokos sowie einfache Bauern des 19. Jahrhunderts zu begeistern vermochte.

Seit Ende 2017 präsentiert die Datenbank vitrosearch eine Auswahl von Hinterglasbildern, die Gegenstand von Studien waren. Sie wird regelmässig aktualisiert und erweitert. Über 70 Werke des Künstlers Jochem Poensgen, darunter 59 Hinterglasbilder, sind dort ab Februar 2019 online abrufbar.

KonservatorinElisa Ambrosio (seit 2014)

Publikation : Jolidon, Y. et Ryser, F. (2006). Raconte-moi la peinture sous verre… : une introduction basée sur des œuvres du Vitromusée Romont. Romont, Suisse : Vitromusée Romont

Glas

Seit November 2020 wird die Dauerausstellung, welche nebst einer grossen Sammlung von Glasmalereien auch eine reiche Sammlung von Hinterglasbildern vereint, durch eine neue Glassektion ergänzt.

Glas ist im täglichen Leben omnipräsent, und dies seit Jahrtausenden. Zu Dekorations- und Gebrauchszwecken dienende Gläser gelangten 2006 mit dem Legat Ruth und Frieder Rysers sowie 2015 und 2016 mit der Schenkung Josef Arnoths in die Sammlung des Vitromusée. Eine repräsentative Auswahl künstlerischer Glasgefässe aus der Glasfabrik von Saint-Prex und eine wichtige Sammlung von geblasenen, gegossenen und gepressten Gläsern schloss sich an.

Dieser Aspekt der Glaskunst nimmt von nun an einen wichtigen Platz in den Ausstellungsräumen des Museums ein. Das Ausstellungskonzept wurde in Zusammenarbeit mit Erwin Baumgartner und Anne de Pury-Gysel erarbeitet, die seit vielen Jahren mit dem Vitromusée Romont eng verbunden sind. In neun Vitrinen werden die Geschichte des Glases von der Antike bis ins 20. Jahrhundert sowie die im 19. Jahrhundert bedeutende Pressglas-Produktion und die zwischen 1928 und 1964 entstandenen Erzeugnisse der Verrerie artistique von Saint-Prex präsentiert. Eine in Zusammenarbeit mit dem Centro Studi del Vetro der Fondazione Giorgio Cini konzipierte virtuelle Fotogalerie lässt Sie die international gefeierten Gläser des venezianischen Ateliers Seguso Vetri d’Arte anhand historischer Aufnahmen entdecken. Und schliesslich bieten mehrere im Corning Museum of Glass entstandene Filme einen Einblick in die jahrtausendealte Technik des Glasblasens.

Konservatorin: Sarah Tabbal
Publikation : Einweihung der neuen Sektion

Zeitgenössische Glaskunst

Die zeitgenössische Glaskunst führt uns in ganz andere, spannende Sphären. Sie kennzeichnet sich durch technische Innovation und eine bisher nie dagewesene, abwechslungsreiche und faszinierende künstlerische Annäherung an die Materie aus.

Es ist ein Anliegen des Museums, das zeitgenössische Kunstschaffen zu fördern. In Zusammenarbeit mit Künstlervereinigungen organisiert es daher regelmässig Ausstellungen, die das grosse Spektrum der Glaskunst der Gegenwart zeigen. Die Sammlung wird laufend durch Neuerwerbungen erweitert, die im Wechsel ausgestellt werden.

Selbst wenn die traditionellen Techniken der Herstellung von Glasmalereien eine grosse Anhängerschaft finden und grossartige zeitgenössische Glaskunstwerke in traditioneller Weise geschaffen werden, so ist es auch wahr, dass sich Künstler*innen mehr und mehr anderen und teils neuartigen Techniken wie Fusing, Thermoverformung, Giessen, Ätzen mit Säure, Sandstrahlen oder Druck widmen. In den Ateliers entstehen heute unterschiedlichste Glasobjekte: Gemälde, Skulpturen, Vasen, Installationen und Schmuck.

Graphische Sammlung

Die mit der Glaskunst in Zusammenhang stehenden graphischen Arbeiten stellen die umfangreichste Sammlung des Vitromusée Romont dar. Die Sammlung umfasst insbesondere Werkentwürfe aus den Atelier- und Künstlernachlässen. Skizzen voller Frische, sorgfältig ausgearbeitete Entwurfszeichnungen und detailreiche Kartons dokumentieren den künstlerischen Schaffensprozess bei der Herstellung von Glasmalereien. Ein Teil dieser graphischen Werke ist auf der Plattform vitrosearch veröffentlicht. Die Meisterstücke der Sammlung werden im Turnus ausgestellt.

Das Bundesamt für Kultur (BAK) und die kantonalen Verteilorgane der Loterie Romande (CPOR) haben die Konservierung und Digitalisierung der Werke unterstützt.

Das Vitromusée Romont bewahrt die folgenden Nachlässe auf:

  • Karl Ludwig Herion (1858–1934)
  • Edmond Bille (1878–1959)
  • Bodjol (1919–2006)
  • Max Brunner (1910–2007)
  • Charles Clément (1889–1972)
  • Hans Drenckhahn (1878–1953)
  • Charles-François Philippe (1919–2003)
  • Marcel Poncet (1894–1953)
  • Felix Hoffmann (1911–1975)
  • Max Hunziker (1901–1976)
  • Fonds graphique Richard Indergand (divers artistes)
  • Walter Kohler (?-1945)
  • Hans Meyer (?-1961)
  • Richard A. Nüscheler (1877–1950)
  • Edy Renggli (1922–2017)
  • Emil Reich (1922–1983)
  • Robert Schär (1894–1973)
  • Ernst Scheidegger (1937–2014)
  • Théodore Strawinsky (1907–1989)
  • Heinrich Stäubli (1926–2016)
  • Peter Travaglini (1927–2015)
  • Alfred Werck (1876–1960)
  • Atelier Kirsch & Fleckner

Publikation : Amsler, S., Kaiser, A., Sauterel, V. et Trümpler, S. (2014). Fonds d’ateliers et d’artistes : témoins précieux du patrimoine verrier suisse, NIKE-Bulletin, 4, 26–29.

Werkzeuge und Materialien

Das Vitromusée Romont beherbergt mit etwa 500 mit der Glaskunst in Verbindung stehenden Werkzeugen und Materialien eine in der Schweiz und auch im internationalen Vergleich aussergewöhnliche Sammlung. In der Werkstatt des Museums kann das Publikum Diamanten, Bleizüge, Öfen, Heizkessel, Grisaillen, „Schlepper“, Giessformen für Bleiruten und vieles mehr entdecken: seltene und kostbare Zeugen von Kenntnissen und Techniken, die heute verloren gehen.

Thematische Sektionen

Création féminine

Entdecken Sie die seit März 2020 bestehende Sektion Création féminine, mit der das Vitromusée Romont den Blick auf Werke von Künstlerinnen lenkt, die sich der Hinterglasmalerei verschrieben haben. Neben Arbeiten von Maria Anna Pfyffer von Altishofen (*1737), Fride Wirtl Walser (*1932), Brigitte Siegrist und Eberli Mantel (*1972 / *1966) wird ein besonderes Augenmerk auf das Schaffen von Anna Maria Barbara Abesch (1706-1773) gelegt, einer der ersten Schweizer Künstlerinnen, die sich in dieser Technik ausdrückte.

Ein Dutzend Werke von Künstlerinnen des 18. und 21. Jahrhunderts werden dauerhaft ausgestellt, um die Bedeutung weiblicher Schaffenskraft in der Glaskunst zu unterstreichen.

Den Link zum Video von Susanne Gold finden Sie hier.

 

La tradition verrière de Romont et sa région

Depuis juin 2020, le Vitromusée Romont présente une sélection de vitraux qui retracent la longue tradition verrière de Romont et sa région, en soulignant leur importance pour les arts et l’industrie du verre, notamment pour le renouvellement de l’art sacré catholique durant l’entre-deux-guerres et l’installation d’une industrie du verre à Romont.