Groupe de Saint-Luc: Licht auf die Erneuerung der sakralen Kunst in der Westschweiz
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebte die Kunst der Glasmalerei im Rahmen der Groupe de Saint-Luc einen ausserordentlichen Aufschwung. Diese katholische Künstlergesellschaft, deren Ziel die Erneuerung der sakralen Kunst war, wurde 1919 in Genf gegründet und erlangte mit der Gründung der Sankt-Lukas Gesellschaft ab 1924 landesweit an Bedeutung. Die Westschweizer Sektion prägte das Kulturerbe der französischsprachigen Kantone nachhaltig. Die ihr angeschlossenen Künstler und Architekten waren für Errichtung, Dekor wie auch Renovierung zahlreicher Sakralgebäude zuständig. Unter den Techniken, die die Künstler des Kollektivs beherrschten, kam der Glaskunst eine besondere Stellung zu. Mehrere emblematische Glaskünstler wie Cingria, Poncet, Beretta, Castella, Monnier und Thévoz gehörten der Groupe de Saint-Luc an oder standen, wie Jordan und mit ihr in Verbindung. Sie verwendeten traditionelle Techniken der Glasmalerei, nahmen aber zugleich moderne Materialien und Stilrichtungen in ihren Werken auf und verbanden Art déco, Kubismus und Fauvismus mit Anklängen an Mittelalter und Barock. Ziel des Projekts ist es, das Werk dieser Künstler zugänglich zu machen, ihren künstlerischen Ansatz zu würdigen und aufzuzeigen, wie sich ihre Arbeiten in ein Gesamtkonzept einfügen, das Architektur und Dekoration im Sinne eines Gesamtkunstwerks verbinden.
Abb. 1: Atelier Chiara, Glaskuppel der Sakristei, Sorens, 1935 © Vitrocentre Romont, Fotograf: Cyrille Girardet.
Abb. 2: Fotocollage der Arbeiten der Groupe de Saint-Luc (in: Almanach romand de St-Luc, 1937), 1937.
Abb. 3: Innenansicht der Kirche von Mézières. Vitrocentre Romont, Tino Zurbrügg (Ausschnitt aus dem Film Yoki: vitrail et lumière, 2021).
Abb. 4: Alexandre Cingria, Atelier Kirsch und Fleckner, Himmelfahrt der Jungfrau Maria (Detail), 1938, Chor der Kirche von Attalens. Vitrocentre Romont, Camille Noverraz.
Abb. 5: Alexandre Cingria, Atelier Chiara, Sonnengesang (Detail), 1940, Kirchenschiff der Kapelle des Foyer franciscain in Saint-Maurice. Vitrocentre Romont, Valérie Sauterel.
Abb. 6: Marcel Poncet, die Vogelpredigt des hl. Franz von Assisi, Graphik, 1915, Vorzeichnung für die Kirche Saint-Paul de Cologny, Genf. Vitrocentre Romont.